Nach der letzten Seite
"Es gibt keinen Gott", sagte der Engel unsicher und hob seine Teetasse etwas
hoch.
"Und die Herz-Königin ist wahnsinnig", fügte der verrückte Hutmacher hinzu und
goss ihm noch etwas Tee ein. "In der Tat."
"Daraus", der Faselhase rieb seine Taschenuhr mit Margarine ein, "könnten sich
Probleme ergeben."
"Nicht für mich", sagte der Engel. "Ich bin Atheist. Als Interimslösung. Somit
bin ich neutraler Beobachter." Er war bleich und hatte dunkle Ringe unter den
Augen, wirkte hoffnungslos in seiner ganzen Erscheinung. "Im Übrigen weiß ich
nicht, was das eine mit dem anderen zu tun haben soll."
Der Faselhase ließ die Taschenuhr an ihrer Kette vor seinen Augen hin und her
pendeln und seufzte: "Wieso? Das Prinzip ist das gleiche, denke ich. Ihr habt
auf eine Erlösung gewartet, wir auf Alice. Beide sind gekommen und wieder
gegangen und seitdem warten wir darauf, dass sie noch einmal auftauchen, weil
die Verhältnisse lächerlich werden ... am Cholesterin liegt’s auch nicht. Die Uhr,
mein ich. Sie will nicht."
"Eine Uhr, die funktioniert, wenn man sie mit Butter einreibt und in Tee taucht,
hat keinen Platz auf dieser Welt", behauptete der Hutmacher. "Das hat was mit
der Wahrscheinlichkeit zu tun."
"Gott ist auch unwahrscheinlich. Und die Herzkönigin auch. Und trotzdem gab es
den einen und gibt es die andere", hielt der Faselhase ungerührt dagegen: "Aber
wir kommen vom Thema ab, meine Verehrtesten. Die Frage ist: Was machen wir mit
der Wahnsinnigen?" Der Hase schüttelte die Uhr heftig und hielt sie dann gegen
ein Ohr.
Der Hutmacher schnaubte: "Die Uhr wird nie funktionieren! Gott und die
Herzkönigin gab und gibt es, weil sie die Pole von Geschichten sind,
Ausgangspunkte einer Handlung. Achsen der Welt, um es so zu sagen. Um die dreht
sich alles. Uhren sind unbedeutend. Uhren eignen sich nicht als Achsen."
"Wer sagt Ihnen, dass es keine Uhrenachsen gibt?", ertönte ein Stimmchen. Ein
kleiner, pelziger Kopf tauchte aus der Teekanne auf. Ein Murmeltier.
"Dich gibt es auch noch?", fragte der Faselhase ungerührt und begann, mit seiner
Uhr auf den Tisch zu hämmern.
"Ich würde jetzt langsam wirklich gerne wissen", schaltete sich der Engel wieder
ein, "wie ich hierher gekommen bin."
Der Hutmacher zuckte die Schultern: "Woher sollen wir das wissen, guter Mann?"
Der Engel massierte sich die Schläfen. Er hatte Kopfschmerzen. "Ich habe den
quälenden Verdacht, dass ich etwas vergessen habe. Irgendetwas..."
Der Faselhase schlug ihm aufmunternd auf die Schultern: "Wenigstens: Ihr Gott
ist hinüber. Unsere, die geht uns noch immer auf die Nerven. Die Königin, mein
ich. Die ist wahnsinnig. Erwähnte ich ja schon."
Das Murmeltier mühte sich, aus der Teekanne herauszuklettern, seine Pfötchen
rutschten aber am Porzellan ab: "Was schon etwas heißen muss, wenn sie diesen
zwei schon auf die Nerven geht! Die sind nämlich auch wahnsinnig!"
"Mir fehlt ein Stück Erinnerung. Gott gibt es nicht, da bin ich sicher, oder es
gab ihn nie. Irgendwie so. Ich bin Atheist, das weiß ich noch."
"Wenn sie nur wahnsinnig wäre, ginge es ja noch!", ereiferte sich der Faselhase.
"Aber dann dieser unerträgliche Cäsarenwahn! Er tue dies, er tue das. Das weiße
Kaninchen sage dieses, der Junge mit den Marmeladenbrötchen werde für jenes
bestraft. Den ganzen Tag geht das so! Streiche er die Rosen rot an! Nehme er
jene fest!"
"Könnte mir bitte endlich jemand aus dieser verfluchten Teekanne heraushelfen?"
Mit zwei Fingern packte der Engel geistesabwesend das teefeuchte Genickfell, hob
das Murmeltier aus der Kanne und stellte es auf dem Tisch ab.
Der Faselhase ignorierte sie. "Es fehlt nur noch, dass sie durch die Gassen geht
und streunende Hunde anbrüllt! Ich kann mir das lebhaft vorstellen: Hier streun
er nicht, da streun er! Da, da streun er! Durchgedrehte Despotin!"
Das Murmeltier krabbelte bis zum Tischrand und hüpfte auf den Schoß des Engels.
Der schaute ihn einen Moment verblüfft lang an und begann dann, ihn vorsichtig
zu streicheln.
"Wissen Sie", sagte das Murmeltier, "den beiden brauchen Sie gar nicht zuhören.
Die werden den ganzen Tag lang so weiter machen und blödsinniges Zeug reden.
Sind allegorische Figuren, vermute ich. Ich hab nur noch nicht herausgefunden,
worauf."
"Entschuldigen Sie...", der Blick des Engels wanderte zwischen Murmeltier und
Teekanne hin und her, "wie haben Sie da hineingepasst? Sie sind mindestens
doppelt so groß!"
Das Murmeltier verdrehte die Augen: "Weil ich in der Geschichte in die blöde
Kanne gesteckt werde. Ergo muss ich dann später auch drin sein."
"Welche Geschichte?"
"Die Geschichte."
"Ich fürchte..."
"Schon gut. Soll ich ihnen von den drei Schwestern im Sirupbrunnen erzählen?"
"Bitte?" Im Gesicht des Engels verbanden sich absolute Verwirrung und totale
Konfusion.
Eine mimische Tautologie quasi, die dem Engel in diesem Moment, wäre er sich
ihrer bewusst gewesen, durchaus als angemessen erschienen wäre.
Das Murmeltier kletterte auf den leeren Stuhl neben dem Engel, rollte sich
zusammen, warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu und schlief ein.
"Was ist jetzt mit den Schwestern im ...", der Engel verstummte, als ein leises,
pfeifend-murmeltierartiges Schnarchen sich erhob.
Der Fasehase sah auf seine Uhr: "Sechs Uhr! Teezeit! Meine Herren, bitte einen
Platz weiterrücken!"
Der Hutmacher sah ebenfalls auf das Ziffernblatt: "Mein Freund, es ist noch
nicht richtig sechs."
"Natürlich ist es sechs Uhr! Es ist immer sechs Uhr. Ist Ihnen vielleicht
aufgefallen, dass die Zeiger stehen geblieben sind? Also!"
"Aber das Weiterrücken-Sechs-Uhr kommt erst noch!"
"Woher wollen Sie das wissen?"
"Erfahrung, mein Freund, Erfahrung."
Hutmacher und Faselhase sahen den Engel erwartungsvoll an: "Was meinen Sie dazu?
Ist es schon sechs Uhr genug oder nicht?"
Der Engel traf eine Entscheidung: "Zu spät, meine Herren, zu spät."
Er stand auf, streichelte dem schlafenden Murmeltier noch einmal über den Kopf
und verließ den Garten. Hinter ihm verklangen die Stimmen von Hutmacher und
Faselhase.
"Zu spät, sagt er?"
"Sollen wir jetzt weiterrücken oder bis zum nächsten richtigen sechs Uhr
warten?"
"Wann wäre das?"
"Wann immer wir wollen."
"So lassen Sie uns doch warten!"
"Ganz meine Rede. Geduld ist eine Tugend."
"Ist es schon spät genug?"
"Hey, Großer! Du da, der mit den Flügeln!"
Der Engel sah sich um.
"Hinunter! Schau hinunter!"
Der Engel sah hinunter.
"Pilz! Neben der violetten Blume!"
Er fand die Blume und den Pilz und kniete daneben nieder. Eine kleine, blaue
Raupe saß dort, blickte mit einem kleinen, blauen Gesicht, das Raupen eigentlich
gar nicht haben sollten, zu ihm auf.
"Gut so!", sagte die Raupe und zog an der Wasserpfeife, die neben ihr stand.
"Dachte, wir sollten uns vielleicht unterhalten."
"Worüber?"
"Woher soll ich das... ich weiß es nicht. Keine Ahnung. Ich denke, ich sollte dich
nach deinem Namen fragen."
"Den weiß ich nicht."
"Dann sollten wir uns über meine Größe streiten. Du musst dich beschweren, dass
du dauernd größer und kleiner wirst. Ich werde behaupten, dass drei Zoll gerade
richtig sind, du wirst widersprechen und sagen, dass es für mich vielleicht in
Ordnung ist, für dich aber nicht. Dann werde ich..."
"Aber ich werde nicht größer und nicht kleiner."
Die Raupe blinzelte überrascht. "Wirst du nicht?"
"Werde ich nicht."
"Oh. Dann haben wir ein Problem."
"Warum?"
"Weil ich keinen anderen Text habe. Ich spreche nie über etwas anderes.
Eigentlich auch nie mit jemand anderem als mit Alice."
"Alice?"
"Alice ist die Geschichte. Wo wir gerade dabei sind: Wer bist du?"
"Ich weiß es nicht."
Die Raupe blinzelte erneut und versuchte offenbar, diese neue Information in ihr
Weltbild einzufügen. Es misslang.
"Du weißt es wirklich nicht?"
"Nein! Wenn ich es wüsste..."
"Verflucht!", sagte die Raupe würdevoll. "Kannst du mir wenigstens sagen, warum
du hier bist? Irgendein Detail zu deiner Existenz müsste genügen. Wir müssen
über dich reden."
"Warum?"
"Weil ich dazu da bin, mit dem Protagonisten über sein Ego zu reden. Nachdem
Alice hier gewesen ist, hab ich meine Berechtigung in dieser Geschichte
verloren. Wenn jetzt aber noch jemand kommt, dann kann ich...", sie zögerte,
senkte ihre Stimme: "... meine narrative Existenz noch ein bisschen ausdehnen."
"Oh", machte der Engel.
"Irgendwas über dich?", bettelte die Raupe.
"Ich glaube nicht an Gott."
"Das ist doch schon ein Anfang! Weiter!"
"Ich... ich habe einmal an ihn geglaubt. Ich kannte ihn persönlich."
"Wenn du ihn persönlich kennst, weißt du doch, dass er existiert."
"Von einer Existenz zu wissen ist nicht dasselbe, wie an sie zu glauben."
"Nicht?"
"Ich denke nicht."
"Warum bist du ungläubig geworden?" Die Raupe klang unsicher. War der Kerl jetzt
nur eine weitere wahnsinnige Nebenfigur oder ein echter Träger einer Geschichte?
Der Engel runzelte die Stirn und dachte konzentriert nach.
"Er hat übertrieben. Ist unglaubwürdig geworden... das war’s, glaub ich. Ja. Das
war das Problem. Er hat nicht viel getan, am Anfang, weißt du? Da waren die
Ursuppe und ein paar Elemente. Im richtigen Moment hat er umgerührt und ein
bisschen Energie dazugegeben. Wie ein Konditor, der genau im richtigen
Augenblick Hefe unter den Teig rührt und genau im richtigen Augenblick den
Kuchen aus dem Kuchen in den Ofen schiebt. Genau in dem Augenblick, in dem alles
passt. Nur hat ein Konditor Erfahrung. Er weiß, wenn ihm der Teig zusammenfällt
und wann er aufgeht, er weiß, wie viel Hitze er verwenden darf und wie viel
Mehl... Gott wusste das nicht, er hat’s ausprobiert, herumgerührt."
"Mutig", warf die Raupe ein.
"Unabsehbar. Er war eine Mischung aus Bäcker und Doktor Frankenstein. Ein
Monsterkonditor.. Irgendwann ist das Leben dabei herausgekommen."
"Was ist dann passiert?"
"Er hat gewartet. Oder so etwas ähnliches. Beobachtet. Er war damals nicht viel
anderes als ein Potential. Ein sehr großer Haufen von verdichteter Neugierde und
Misch-alles-zusammen-mal-schaun-was-dabei-herauskommt-Mentalität. Eine
Grundstimmung."
Die Raupe nahm einen tiefen Zug aus ihrer Wasserpfeife. "Weiter!", drängte sie.
"Dieses Ding, das da entstanden war, die erste Zelle, gefiel sich offenbar in
ihrer Rolle als Ursprung allen Lebens. Sie pflanzte sich..."
Ein Gackern unterbrach ihn. Zumindest klang es so ähnlich wie ein Gackern - ein
lang gezogenes, überlautes, hysterisches Gackern. Die Geräuschquelle näherte
sich rasch.
Die winzigen Augen der Raupe weiteten sich in Panik. Sie zischte: "Heb mich
hoch! Los! Hilf mir!"
Der Engel streckte die Hand nach ihr aus. Ein weißes Huhn raste auf sie zu. Die
Raupe kreischte. Das Huhn schnappte nach den Fingern des Engels. Er schrie auf
und zog die Hand zurück. Die Stimme der Raupe wurde noch schriller und brach
dann ab. Das Huhn schluckte und warf dem Engel einen bösen Blick zu. Es trug
einen kleinen Hut mit Gamsbart und in einem Schnabelwinkel steckte eine winzige
Zigarette. Dann machte der Vogel kehrt und verschwand in dieselbe Richtung, aus
der er gekommen war.
Der Engel sah ihm fassungslos nach und betrachtete dann der Reihe nach die
blutigen Schnabelspuren an seiner Hand, die einsam liegen gebliebene
Wasserpfeife und wieder seine Hand. Sie tat weh.
"Da war ein Huhn. Es trug einen Tirolerhut", sagte er zu sich selbst. Es klang
nicht besser, als es ausgesehen hatte. "Und es rauchte eine Zigarette."
"Einen Joint", korrigierte ihn eine sanfte, amüsierte Stimme. Der Engel schrak
zusammen.
Eine Katze saß neben ihm und grinste dabei. Vielmehr: Eine Katze grinste und saß
dabei neben ihm. Das Grinsen schien der entscheidende Teil zu sein.
"Das Vieh war absolut bekifft", stellte sie fest. "Ein Haschischjodelhuhn."
"Ein was?"
"Ein Haschischjodelhuhn. Eine allergische Reaktion der Geschichte auf dich. Du
bist ein Fremdkörper, also verhindert sie, dass du ein Teil von ihr wirst. Sie
ist schon ziemlich am Ende." Das Grinsen der Katze wurde noch eine Spur
breiter. "Ich sehe, du bist schon wieder nahe daran, etwas wie 'Wie bitte?' oder
'Was bist du?' oder etwas ähnliches zu sagen. Dein völliges Unverständnis der
Situation gegenüber zu artikulieren eben. Lass nur. Ich verstehe dich schon. Ich
habe hier den Überblick."
"Hast du", sagte der Engel tonlos. Blut tropfte von seiner Hand auf den Boden.
Die Katze schnurrte: "Habe ich. Ich weiß sogar, warum du hier bist."
"Sag’s mir."
"Warum hast du zu Glauben aufgehört?"
"Weil er... könntest du an einen dicken alten Mann mit Bart glauben?"
"Könnte ich. Kommt auf die Situation an."
"Dazu ist er geworden... irgendwann... plötzlich gab es Menschen..."
"Menschen wollen glauben", stellte die Katze altklug fest.
"Sie haben immer geglaubt. An Geister und Jagdgötter, an Tiertotems und an
Muttergottheiten. Und Gott war alles. Wie ein kleines Kind, das eine Kostümkiste
entdeckt hat. Aber eine Gestalt hat ihm besonders gefallen. Sie entstand in
einer Zeit, in der alle nervös waren."
"Nervös?"
"Die Gestalt entstand, wenn man’s genau nimmt, mehrmals. Immer wieder. Als sei
ein älterer Herr mit Bart eine besonders gute Anlagemöglichkeit.
Muttergöttinnen sind auch nicht schlecht.
Aber wenn Weltreiche zerbröckeln, Seuchen grassieren und man Hunger hat, dann
braucht man keine Mutter, die nichts dagegen tun kann. Dann braucht man einen
Opa, der sagt: Ja, mei, mei, dass haben wir auch durchgemacht. Da steckt Methode
dahinter. Lasst mich nur machen, ich weiß schon, was ich tue. Das ist alles
Absicht.
Lieber eine ein bisschen exzentrische Gottheit, die die Lage dafür unter
Kontrolle hat. Man will nicht unkontrolliert leiden. Das Vertrauen in alte
Männer... ich nehme an, es kommt aus einer Zeit, wo man clever sein musste, um
überhaupt ein alter Mann zu werden.
In sozialen Stresssituationen - die Leute haben Angst, sind unsicher, verwirrt,
die gesamte Gesellschaft ist mehr oder weniger eine riesige Neurosenbowle -
kommen Opagötter ganz groß heraus.
Irgendwann hat sich Gott auf diese Rolle spezialisiert. Sie gefiel ihm. Egal, was
er machte, er behielt damit Recht, weil er das Recht war. Wenn in seinem Namen
gemordet wurde, schmeichelte das seiner Eitelkeit. Wenn spätere Generationen
darüber sprachen, dann nahmen sie an, dass man ihm Unrecht getan hatte. Uns
Engel hat er irgendwann in einer Mittagspause erschaffen, zum Lobpreisen. Er
hielt das für eine nette Idee."
"Komm zum Punkt", schnurrte die Grinsekatze: "Wir haben nicht mehr viel Zeit.
Warum hast du zu Glauben aufgehört."
"Warum haben wir nicht viel Zeit?"
"Zuerst erklär du!"
"Du!"
"Du!"
"Du!"
Die Katze seufzte und gab nach: "Das ist das Ende einer Geschichte. Alice ist
schon wieder weg. Aber weil die Figuren auch ohne sie funktionieren, läuft das
ganze noch ein, zwei, drei, vier Seiten lang weiter. Dann verblasst die ganze
Angelegenheit und fängt wieder von vorne an. Ein erzählerisches Echo, wenn du so
willst. Nachhall einer Handlung. Schau dir diesen Pilz an", die Katze deutete
auf den Raupenpilz. "Er verliert schon an Substanz. Siehst du, wie er
durchsichtig wird? Du bist wieder dran!"
"Er hat sich hineingesteigert in das ganze Theater. War nicht der Gott von einer
Religion, sondern von einem ganzen Haufen Religionen, die er gegeneinander
hat streiten lassen. Eines Tages komme ich in sein Büro und da sitzt er: weißer
Bart, goldene Nickelbrille, langes, weißes Nachthemd und spielt mit
Playmobil-Soldaten. Wenn es Lego gewesen wäre... ich hätte damit leben können.
Aber Playmobil-Soldaten mit schweinchenrosa Köpfchen... machen von ihnen hat er
Turbane aus Taschentüchern gemacht! Manchen hat er ein Kreuz auf den Rücken
gemalt. Mit goldenem Paketstift! Und er hat gekichert. Mit sich selbst geredet.
Da wusste ich: jetzt ist es aus. Ein Engel definiert seine Existenz dadurch,
dass er glaubt. Aber an diesen Kerl konnte ich einfach nicht mehr... du
verstehst?"
"Wundervoll!", die Grinsekatze begann, sich zu putzen. Wie der Pilz wurde auch
sie durchsichtig. Der Engel sah an sich selbst herab und stellte fest, auch er
verlor an Realität.
"Weißt du jetzt, warum ich..."
"Ja", sagte die Grinsekatze "Aber ich sage es dir nicht."
"Du hast gesagt, dass..."
"Du bist im Wunderland. Ohne Alice existiert es nicht. Alice ist fort. Die
Apokalypse eines Kinderbuches. Wir sind abgelaufen. Brauchbar ist eine Figur nur
während der Handlung. Die letzte Seite ist quasi ein Brauchbarkeitszerbrecher.
Denk dir den Rest!"
Der Engel hörte ihn nicht mehr. Er hatte sich schon aufgelöst. Die Katze grinste
und tat es ihm nach.
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