November 2001

Vorschläge:

 

Von Robert B.

Buch: "Gullivers Reisen (Gulliver's Travels)" von Jonathan Swift

Begründung: An dem 1726 erschienenen Werk des Iren Swift wurde in den vergangenen Jahrhunderten oftmals schamlos Reduzierung betrieben. Wir alle kennen vermutlich die kindgerechte Fabel vom Besuch Gullivers auf der Insel der Zwerge (der der Umgangssprache den diskriminerenden Begriff Lilliputaner einbrachte) und vielleicht noch den Teil über den Abstecher auf die Insel der Riesen. Tatsächlich aber ist dies lediglich die Hälfte des Romans und davon eigentlich nur dessen entpolitisiertes Handlungsgerüst. Ein werkgetreueren Einblick konnte man vor einigen Jahren durch die TV-Verfilmung mit Ted Danson gewinnen. Den Film sehen, heißt aber noch lange nicht auf das Buch verzichten zu können, das als Klassiker des utopischen Romans und der politischen Satire gilt.

Buch: "Menschenkind (Beloved)" von Toni Morrison

Begründung: Das Buch gilt als das wichtigste Werk von Toni Morrison, die 1993 den Nobelpreis (für Literatur, wat denn sonst?) gewann. Da ich nicht viel darüber weiß, greife ich (obwohl sich irgendjemand dagegen ausgesprochen hat, soweit ich mich vage erinnere) auf eine Rezension von Amazon zurück: "Dieses Buch fesselt nicht, dieses Buch macht keinen Mut, dieses Buch ist harte Lektüre und doch ist es eines der besten Bücher die ich je gelesen habe. 'Menschenkind' ist wortgewaltig, denn Toni Morrisons Spezialität ist es durch bildreiche Aufzählungen Gefühle beim Leser zu erwecken. Gefühle des Entsetzens, der Freude, des Mitleids. Sie beschreibt Schwarze im Amerika des 19. Jahrhunderts die mit Sklaverei und Verachtung leben müssen, oder zumindest mit der schlimmen Erinnerung daran. Diese Erinnerung lässt die Menschen in diesem Buch langsam dahindämmern bis Menschenkind kommt und die sie zu sich selbst und zu einem harmonischen Miteinander führt. Das Schwere und manchmal Abschreckende ist, dass die Erinnerung dem Leser unzusammenhängend in vielen Bruchstücken vorgesetzt wird. Dass man viele Dinge erst versteht, wenn man den ganzen Roman gelesen hat führt dazu, dass man anfangs vieles einfach überliest, was sehr, sehr schade ist! Deshalb mein einfacher Rat: zweimal lesen!!! Und dieses Buch ist es wert, dank großer Gefühle, Bilderflut und gewaltiger Sprache. Toni Morrison spricht zu uns. Sie spricht zu uns als Schwarze und sie spricht zu uns als Amerikanerin und sie spricht zu uns, und das ist das Wichtigste als Mensch, als Menschenkind..."

 

Von Tanja Moritz

Buch: "Das Silmarillion" von John Ronald Reuel Tolkien 

Begründung: In seinen Bemühungen, eine eigene Welt zu kreieren, schrieb Tolkien viele Erzählungen auf, die die Geschichte der Welt Ea erzählten. Nach seinem Tod fügte sein Sohn Chistopher Tolkien all diese Erzählungen zu einem einzigen, in sich geschlossenen Werk zusammen. 
Im Silmarillion wird die Schöpfungsgeschichte Eas, die großen Ereignisse der ersten beiden Zeitalter bis hin zu der Erschaffung der Ringe der Macht erzählt. Das Buch enthält dabei viele Kurzfassungen von Schriften, die auch einzeln erschienen sind, aber auch einzeln betrachtet werden können. 

Buch: "Der Alchimist" von Paulo Coelho

Begründung: Der Alchimist erzählt das gleichnishafte Abenteuer des Schäfers Santiago, der auf der Suche nach einem Schatz auch innere Reichtümer entdeckt. Wie der Bestseller Die Möwe Jonathan präsentiert Der Alchimist eine schlichte, auf einfachen Wahrheiten beruhende Fabel, gibt ihr aber einen höchst ungewöhnlichen Rahmen. Und obwohl wir hier das Rezept für einen Bestseller wittern mögen ein neues ist es sicherlich nicht. Schon die Geschichtenerzähler in den alten Stammeskulturen wußten, daß dies der beste Weg war, ein Publikum erfolgreich zu unterhalten, während man gleichzeitig die eine oder andere Lehre mit einfließen ließ.

Der brasilianische Geschichtenerzähler Paulo Coelho macht uns mit Santiago bekannt, einem andalusischen Hirtenjungen, der eines Nachts von einem fernen Schatz in den ägyptischen Pyramiden träumt. Und so macht sich Santiago auf den Weg: er verläßt Spanien, um buchstäblich seinem Traum zu folgen.

Unterwegs trifft er auf viele spirituelle Boten, die in bescheidenen Formen auftreten -- zum Beispiel als Kameltreiber oder als belesener Engländer. In einem der Bücher des Engländers erfährt Santiago zum ersten Mal von den Alchimisten Männern, die glaubten, daß, wenn man ein Metall jahrelang erhitzt, es sich von all seinen individuellen Eigenschaften befreien würde, und, daß das, was übrigbliebe, die "Seele der Welt" sei. Natürlich trifft er irgendwann tatsächlich auf einen Alchimisten, und die daraus entstehende Lehrer-Schüler-Beziehung rückt das irrige Weltbild des Jungen zurecht, während sie ihn gleichzeitig dazu ermutigt, seinen Träumen treu zu bleiben. 'Mein Herz fürchtet sich davor, zu leiden', vertraut der Junge dem Alchimisten eines Nachts an, als sie in den mondlosen Himmel schauen. 'Sag deinem Herz, daß die Furcht vor dem Leiden schlimmer ist, als das Leiden selbst', antwortet der Alchimist. 'Und daß noch nie ein Herz auf der Suche nach seinen Träumen gelitten hat, weil jede Sekunde der Suche eine Sekunde der Begegnung mit Gott und der Ewigkeit ist.'

 

Von Mirko Schneider

Buch: "Der Vorleser" von Bernhard Schlink

Begründung: Mein Bemühen (angebliche) deutsche Welterfolge zu lesen, hat sich ja in der letzten Runde in dem Vorschlag Die Blechtrommel von Günter Grass manifestiert und ich lasse nicht locker. Daher ist diesmal Bernhard Schlinks "Der Vorleser" mein Vorschlag Nummer 1.

Das Buch wurde 1997 geschrieben und die Amazon-Rezension fand ich für meinen Teil so überzeugend, daß ich diese für meinen Vorschlag sprechen lasse:

"Auf dem Nachhauseweg gerät der fünfzehnjährige Michael Berg in eine heikle Situation. Eine Frau, Mitte Dreißig, kümmert sich um ihn. Später kommt der Junge mit einem Blumenstrauß, um sich zu bedanken. Und er kommt wieder. Hanna ist die erste Frau, die er begehrt. Eine heimliche Liebe beginnt. Doch es ist etwas Düsteres, Reizbares um Hanna. Seine Fragen, wer sie war und ist, weist sie schroff zurück. Eines Tages ist sie verschwunden. Aus Michaels Leben, nicht aus seinem Gedächtnis. Als Jurastudent sieht er Hanna im Gerichtssaal wieder. Der junge Mann erleidet einen Schock. Er hat eine Verbrecherin geliebt. Vieles an Hannas Verhalten im Prozess ergibt keinen Reim. Bis es ihm wie Schuppen von den Augen fällt: Sie hat nicht nur eine grauenhafte Tat zu verantworten, sie hat auch ihr verzweifelt gehütetes Geheimnis. Die Vergangenheit bricht auf - die seiner Liebe und die deutsche Vergangenheit. Michael muss erleben, dass er von beiden Vergangenheiten nicht loskommt. Bernhard Schlinks Vorleser ist neben der Blechtrommel von Günter Grass wahrscheinlich der international erfolgreichste Roman eines lebenden deutschen Schriftstellers. Eine unaufdringliche Metapher für deutsche Verstrickungen, wie überhaupt Schlink es meisterhaft versteht, das bewusstlose Schweigen der Deutschen in den fünfziger und sechziger Jahren durch seine atmosphärisch dichte Prosa zum Reden zu bringen. Das Buch ist gescheit, geschickt gebaut und sensibel für unausgesprochene Gefühle: eine im Deutschen seltene Verbindung.

Bernhard Schlink, geboren 1944 bei Bielefeld, lebt als Jurist in Bonn und Berlin. Sein dritter Roman 'Der Vorleser' (1997) wurde zu einem anerkannten und viel gelobten Welterfolg."

Buch: "Stiller" von Max Frisch

Begründung: Bei seiner Einreise in die Schweiz wird ein gewisser Mr. White festgenommen, da er dem seit Jahren verschollenen Bildhauer Anatol Ludwig Stiller verblüffend ähnlich sieht. Obwohl zahlreiche Quellen, wie beispielsweise alte Fotos oder ehemalige Weggefährten den Anfangsverdacht erhärten, lässt sich Mr. White nicht umstimmen. Er weigert sich, seine ehemalige Existenz als Anatol Ludwig Stiller anzunehmen, da er das damalige Leben ganz bewusst wegwarf, weil es ihm sinnlos erschienen war. Im Gefängnis, aus dem er leicht entweichen könnte, wenn er sich denn nur dazu bewegen ließe, quasi sich selbst als "Stiller" anzuerkennen, macht er sich Aufzeichnungen, die sowohl einen Rückblick über die letzten Jahre beinhalten als auch die aktuellen Versuche der Umwelt, ihn zur Aufgabe seiner Position zu bewegen, berücksichtigen. Dennoch legt er sich fest: "Ich bin nicht Stiller". In immer neuen Erzählungen versucht er, seine eigene Identität zu finden und sich die Freiheit der Wahl, ein anderer zu sein, zu erhalten.

Ich kenne das Buch schon und halte es für den Club für außerordentlich geeignet. Es ist flüssig zu lesen und beschäftigt sich durchaus anspruchsvoll mit Identitätsproblemen, stereotypem Rollenverhalten und Rollenfestlegungen und der dadurch mit zunehmender Lebensdauer immer unmöglicher erscheinenden Möglichkeit, seine eigene Vergangenheit nicht nur radikal in Frage zu stellen, sondern auch abzustreifen und sich komplett neuen Lebensentwürfen zuzuwenden. Ich denke aber, dass das Buch wesentlich mehr Facetten hat, als ich hier herausgefiltert habe und wäre erfreut, es unter "Club-Bedingungen" noch einmal lesen zu können.

 

Von Sarah Weigelt

Buch: "An der Biegung des großen Flusses" von Vidiadhar Suraiprasad Naipaul

Begründung: "Die Welt ist, was sie ist; Menschen, die nichts sind, die sich erlauben, nichts zu sein, haben in ihr keinen Platz. Deshalb verläßt Salim, ein indischer Kaufmannssohn von der Ostküste Afrikas, sensibel für politische Veränderungen, die Heimat, kurz bevor sich hier ein Umbruch vollzieht, und übernimmt in einer innerafrikanischen Stadt ein heruntergekommenes Geschäft. Er versucht, Wurzeln zu schlagen, Perspektiven zu gewinnen, aber die Verhältnisse bleiben labil. Wellen der Erschütterung kommen aus der Hauptstadt, wo der "Große Mann" regiert, oder von der Befreiungsarmee aus dem Busch. Die Stadt, taumelnd zwischen Boom und Depression, wird hektisch, ein Schauplatz wechselnder Einflüsse. [...]" (Aus dem Klappentext)

"Der Reichtum von Naipauls Imagination, das brilliante fiktionale Konzept, in dem sie sich ausdrückt, sind ohne Vergleich heutzutage." (New York Times Book Review)

"Vidiadhar Suraiprasad Naipaul wurde am 17. August 1932 in Trinidad geboren und lebt seit 1950 in Großbritannien"

Ich bin der Meinung, dass man die Literaturnobelpreisträger wenigstens in einem ihrer Werke kennen sollte und gerade V. S. Naipaul scheint eine besondere Herausforderung zu sein, da wohl den meisten von uns sowohl sein Kulturkreis, als auch der aus diesem resultierende erzählerische Stil nicht bekannt sein dürften. Meiner Ansicht nach haben wir es hier mit einem speziellen Stück "Weltliteratur" zu tun, die entdeckt werden will. Das Buch ist im Deutschen Taschenbuchverlag für knapp 20 DM in einer sehr schönen Auflage frisch erschienen. Ich habe die erste Seite schnuppernd angelesen: ein frischer Schreibstil kam mir entgegengeweht zusammen mit einem Hauch ostafrikanischem Flair... also, lassen wir uns verführen und erfahren wir mehr über diesen Ort "An der Biegung des großen Flusses", über einen Schriftsteller, dessen Biografie einige Überraschungen verspricht und der als der besten englischsprachige Reiseautor gilt, und über das Werk eines Literaturnobelpreisträgers.

Buch: "Der Funke Leben" von Erich Maria Remarque

Begründung: Ich möchte gerne mit einem anderen Werk diesen Autor und sein Engagement für Menschlichkeit und Demokratie erneut vorschlagen. Rezensenten von amazon.de lasse ich für mich sprechen, da ich dieses Buch nicht vor mir liegen habe, um die ersten Seiten anlesen zu können. Ich bin jedoch der Ansicht, dass es sicherlich nur wenige literarisch anspruchsvolle Autoren gibt, die dieses Thema der Geschichte so eindrucksvoll und aussagekräftig anfassen können. Es lohnt sich bestimmt, nicht nur das reine Faktenwissen über den 2. Weltkrieg angeeignet zu haben, sondern ergreifende Berichte von Augenzeugen, besonders von einem mit so wunderbarer Sprache.

Rezensentin:
"Das Buch fesselt durch seine klare Sprache. Die schockierend realistische Beschreibeung des Leidens und des Sterbens gibt einem das Gefühl mitten im Geschehen zu sein. Diese Art der Darstellung Nationalsozialistischer Verbrechen berührt einen als Leser mehr, als das ein mit erhobenem Zeigefinger geführter Vortrag je könnte. 

Sehr gut ist auch die Darstellung der 'Täter'. Remarque macht deutlich, daß nicht etwa eine perverse und kriminelle Minderheit für die Greueltaten des Nationalsozialismus verantwortlich war. Er zeigt die Durchschittsbürger, die bisher selbst die Unterdrückten waren und jetzt Macht über Leben und Tod hatten. 

Dieses Buch ist ein weiteres aus der Feder von Remarque, das nicht minder eindrucksvoll geschrieben ist als im Westen nichts Neues. Es ist inzwischen einige Jahre her, daß ich es zum ersten Mal gelesen habe, und dennoch sind die Bilder die Remarque hier zeichnet noch immer nicht verblaßt. Alles dreht sich um einen Insassen eines Konzentrationslagers mitten in Deutschland. Man erfährt weder seinen Namen, nur seine Registrierungsnummer die 509, noch den von den meisten anderen Insassen. Man trifft sie für sich. Im Laufe der Geschichte lernt man die Figuren näher kennen und erfährt die Hintergründe ihrer Inhaftierung. Der Krieg nähert sich dem Ende und es zeigt sich ein Funke Hoffnung im Lager. Der Autor schafft es den Leser mitten in das Geschehen zu versetzen und ihm das Gefühl zu vermitteln am Zaun zu stehen und alles zu beobachten. Für mich gehört dieses Buch zu denen die diesen Teil der Geschichte in besonderer Weise beschreiben ohne direkt eine Wertung aufzuzwingen. Für mich eines der besten Remarque Bücher, die es gibt." (Dies ist eine Amazon.de an der Uni-Studentenrezension.) 

 

Von Ricarda Weimann

Buch: "Durcheinandertal" von Friedrich Dürrenmatt

Begründung: In diesem Buch geht es um einen steinreichen Mann, der die Armut als Segen empfindet. Deshalb eröffnet er ein Kurhaus der Armut, wo sich reiche Leute vom Reichtum erholen können. Als im Winter die Mafia das Kurhaus als Unterschlupf nutzt, kommt es zu Aufruhr in dem Dorf, wo es steht. 

Auch wenn sich die Story etwas trivial anhört, kann ich mir bei Dürrenmatt nicht vorstellen, daß das Buch auch trivial geschrieben ist. Außerdem ist dies laut Beschreibung ein Buch für Querdenker und ich denke, das passt ganz gut auf die meisten Mitglieder unseres Clubs, ohne jemanden beleidigen zu wollen.

Buch: "Katz und Maus" von Günter Grass

Begründung: Das zweite Buch, das ich vorschlagen möchte, ist von Günter Grass, weil ich noch nichts von ihm gelesen habe und denke, er darf in einem Club wie unserem auf
gar keinen Fall fehlen. 

Das Buch, das ich mir ausgesucht habe, heißt "Katz und Maus" und handelt von Pilenz, der im Jahre 1959 in die Kriegszeit nach Danzig zurückschaut, auf einen bewunderten und verachteten Klassenkameraden Mahlke, der durch seinen übergroßen Adamsapfel ein Außenseiter ist und einen verzweifelten Kampf um seine Integration führt.

 

Von Dirk Wienecke

Buch: "Don Quijote" von Miguel de Cervantes Saavedra

Begründung: Oh, da bin ich wohl der einzige, der sich traut, auf seine alten Vorschläge zurückzugreifen. Feiges Pack! Aber ich tue es durchaus nicht aus Mangel an anderen Ideen, sondern, weil mir dieses Buch eben sehr am Herzen liegt. Jetzt will ich aber nicht meine alte Begründung einfach abschreiben, sondern verweise schlicht und ergreifend auf die Rubrik "votings", wo man sie nachlesen kann. Meine Motive und Intentionen, dieses Buch vorzuschlagen, haben sich nicht geändert. Und: Hey, jetzt habe ich sogar eine Referenz, die ich heranziehen kann! Zitat Robert: "Meine vage Hoffnung war, dass Cervantes das Rennen macht (ich hoffe, Dirk, Du wirst es erneut vorschlagen)." Was ich hiermit getan habe: dein Wille ist mir Befehl, Robert! ;-) 

Okay, ich will aber natürlich noch ein bißchen die Werbetrommel rühren und habe mich (um mir nicht irgendetwas aus den Fingern saugen zu müssen über ein Buch, was ich noch nicht gelesen habe) ein wenig bei Amazon nach Leserrezensionen umgeschaut. Ein paar Reminiszenzen, die ich dort aufgestöbert habe, möchte ich hier zum Besten geben: 

Zum Autor heißt es dort: "Miguel de Cervantes Saavedras Lebensweg war abenteuerlich: Er schlug sich als Steuereinnehmer und Soldat durch, wurde bei Lepanto schwer verwundet und von Piraten gefangen. Unheimlicher Schlußpunkt: Er starb mit 69 Jahren hochverschuldet an genau demselben Tag wie Shakespeare, am 23. April 1616." Erstaunlich, wie man so ein Leben doch reduzieren kann, nicht wahr? 

Zum Buch heißt es dort an einer Stelle: "Der arme Ritter und sein Diener Sancho Pansa haben den Kampf gegen das Vergessen gewonnen: Der Roman, der zwischen 1605 und 1615 entstanden ist, zählt seitdem zu den größten Werken der Weltliteratur. [...] Lesen kann verhängnisvoll sein. Wer wüßte nicht, mit wem es der 'Ritter von der traurigen Gestalt' (wie Ludwig Tieck ihn genannt hat) hier tatsächlich zu tun hat. Don Quijote ist ausgeritten, 'um sich nachdem zu richten, was er in seinen Büchern gelesen'. Da kann der kluge Knappe Sancho Pansa sagen, was er will. Was weiß das Gesindel schon von den hohen Versprechungen der Literatur!" 

Und eine andere Leserin meint: "Ich habe lange mit dem Lesen eines so dicken Buches gezögert, als ich dann nach Andalusien in die Ferien ging, schien mir dieses als genau das richtige zu sein und prompt war ich schier überwältigt. Das Buch besitzt unglaubliche Fülle: Ein Sammelsurium von Philosophie, Lyrik, Humor, Geschichte und nicht zuletzt Phantasie!" 

"Don Quijote sitzt der Irrsinn ebenso im Kopf wie in den Augen und so sieht er in einer Kneipe ein Schloss, in Huren Burgfräuleins, im Wirt den Burgvoigt, in Mönchen teuflische Lügenbolde ... und nicht zuletzt in Windmühlen arglistige Riesen. Und er greift an. Nicht immer mit Erfolg, aber immer irgendwie heldenhaft. [...] Trotz dieses unangenehmen Wortes 'Weltliteratur' sollte man einfach drauflos lesen. Es lohnt sich." 

Da ich ohnehin mit meiner Werbung für das Buch längst übertrieben habe, macht es nichts aus, wenn ich noch eine weitere Rezension einer Leserin hinzufüge: "Die Abenteuer des Don Quijote sind eine hinreißende Geschichte, die unter den Klassikern der Weltliteratur mit Recht ihren Platz behauptet. Hier läßt sich all das nachlesen, was einem als Kind immer wieder erzählt wurde. Keines der entworfenen Bilder jedoch wirkt beim Lesen abgegriffen, sondern im Gegenteil so lebendig, als könne man in dieser Sekunde das Hinterteil von Rosinantes [Das Pferd von Don Quijote] an einer Wegbiegung verschwinden sehen." 

So viele begeisterte Leser: das schreit danach, daß man sich sein eigenes Urteil bildet! Das erfordert natürlich die Lektüre des Buches, das ich will es nicht verhehlen 1000 Seiten stark ist. Man könnte dann gegebenenfalls die Zeit für die Lektüre verlängern.

Buch: "Licht im August" von William Faulkner 

Begründung: Ach, der Dirk schlägt auch noch ein zweites Buch vor? Unglaublich, aber wahr! Da habe ich so lange über den kläglichen Ritter von Cervantes geplaudert, da hätte ich doch glatt meinen zweiten Vorschlag übergangen. Der kommt von einem Nobelpreisträger aus Amerika. Eigentlich war es ein Gedicht von Charles Bukowski, das mich darauf gebracht hat, ein Buch von Faulkner lesen zu wollen: 

SCHON MAL GELEBT? 

Es kommt die Zeit wo man tiefer 
in sich reingehen muß 
und es kommt die Zeit 
wo sichs unschuldiger 
und leichter stirbt 
wie bei nem Bombenangriff 
auf Santa Monica, 
und ich erinnere mich noch 
wie ich da mal am Strand lag, 
20 Jahre alt, 
und Faulkner las 
weil der Name so gut klang 
und plötzlich so ein komisches 
Gefühl hatte 
als wäre ich nicht mehr 
ich selbst; 
ich klappte das Buch zu 
und das Meer 
ödete mich an 
und der Himmel 
blau blau blau 
mit weißen Flecken 
alles drehte sich 
ich saß in der Falle 
wollte raus 
aber ich wußte 
ich war geliefert 
wie die Sandflöhe 
nach denen ich schlug, 
und Mr. Faulkner 
lag auf der Seite 
unsterblich 
und kriegte einen 
Sonnenbrand 
zusammen mit 
meinen Zehen 
und alles kam ins Rutschen 
und stimmte irgendwie 
nicht mehr.

(Quelle: "Gedichte die einer schrieb bevor er im 8. Stockwerk aus dem Fenster sprang" von Charles Bukowski. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1998)

Vielleicht noch ein paar Worte zu dem Buch, das ich vorgeschlagen habe, wiederum ziehe ich dafür eine Rezension eines Lesers heran, die ich von Amazon stibitzt habe: "Licht im August ist ein Roman, der durch die virtuose in Phasen an- und abschwellende Sprache des Autors, die verwirrenden und doch nachvollziehbaren Zeitsprünge, die der Autor unternimmt, eine enorme Tiefe der Handlung erreicht und eine Intensität in der Darstellung der Charaktäre, wie sie nur bei wenigen Autoren zu finden ist. Die Komplexität der Handlung könnte gar an einen Roman von Dostojewski erinnern, wenngleich Faulkners suggestiver Stil hinsichtlich Emotionen und Leidenschaften dem des russischen Romanciers klar überlegen ist." 

"Seit Henry James hat kein Schriftsteller ein so großes und dauerndes Denkmal für die Kraft der amerikanischen Literatur hinterlassen." (John F. Kennedy)

 

Abstimmungsergebnis:

    Robert Tanja Mirko Sarah Ricarda Dirk Summe
1. Swift

 

8

10

3

14

14

49

2. Frisch*

7

14

 

10

8

7

46

3. Schlink

14

3

 

8

10

6

41

4. Dürrenmatt*

10

10

5

2

 

10

37

  Faulkner*

2

4

14

14

3

 

37

5. Cervantes

8

2

7

5

7

 

29

6. Grass

6

7

4

6

 

4

27

  Naipaul*

5

1

8

 

5

8

27

7. Remarque

1

6

6

 

6

5

24

8. Morisson

 

5

3

7

1

3

19

9. Coelho*

3

 

2

4

4

2

15

10. Tolkien

4

 

1

1

2

1

9

* Das entsprechende Buch des Autors darf in der nächsten Runde wieder vorgeschlagen werden.

 

 

Was darf nun daraus gefolgert werden? Der Club liest nicht Tolkien, sondern Swift und reist mit Gulliver nach Lilliput.