Ophelia

Zaudernde Geschöpfe,
die - wie Vögel - geboren werden
in einen freien Geist.
Donner hallt über blitzende Berghänge.
Einst wollten sie wissen,
was dahinter läge.
Die damastene Moschusmuse
hockt in einem klammen Tal,
wo Bäche herabstürzen
& auf ihrer Haut wächst Moos.
Zweige wiegen,
das Licht bricht durch die Fichten,
wie in einem göttlichen Zelt
& leckt das tautroffene Unterholz.
Der Reisig glänzt.
Nichts ist geschehen, sagt sie,
nur die Lippen bewegend,
die Lippen, rau & blass.
Weinen kann sie nicht.
Barfuss geht sie zum Fluss
mit wüstem Haar & wilden
Strähnen im Gesicht,
zum Fluss, wo kühl
das Wasser fließt,
um sich zu waschen.
Zugleich muss sie,
das verzerrte Gesicht erblicken,
das ihr das unstete Wasser widergibt.
in seinem Dunkel die Tiefe
ihrer Augen verschlungen,
entstellt,
sich um ihren Verstand windend,
wie die fauchende Schlange
mit hunderten, zuckenden Wirbeln,
den Wahnsinn erwirkt,
so strömt es verrückt
& zieht sie hinab,
sich hinunterzubeugen,
in dem Wechsel ein klares Bild zu schauen.

Gen Mittag war es dann,
als zwei gemeine Gärtner,
den im seichten Gewässer
rücklings treibenden Körper
bemerkten.
 

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